Blaupunkt DTP08
Ich verwende seit vielen Jahren diesen DAT Player in meinem Auto. Da vergleichbares heute nicht mehr aufzutreiben ist, bleibt bei einem Defekt nur die Reparatur - jedenfalls wenn man so wie ich weiterhin im Auto DAT hören will. Wenn man mal 48kHz/16Bit unkomprimiertes Audio hatte, will man ja nicht unbedingt den technischen Rückschritt mit MP3 ... mal ganz abgesehen von den sonstigen Unzulänglichkeiten aktueller Geräte wie lumpigster Qualität und blinkendem Spielzeug-Design.
Eingebaut ist er in der Mittelkonsole über meinem Radio
"Köln RCM40" (Anlicken zum Vergrößern)
Da aufgrund der Komplexität der DAT Laufwerke hauptsächlich
mechanische Teile kaputt gehen, hier ein Überblick über das
Laufwerk:
Innenansicht DTP08 Laufwerk (Anlicken zum Vergrößern)
Das Laufwerk des DTP08 stammt von JVC und besitzt 5 Motoren:
Die Wellen der Motoren (1) und (2) werden direkt ohne Getriebe verwendet. Der Motor (5) treibt über eine Schnecke direkt sein Getriebe an. Der Motor (3) treibt über den Riemen (R2) eine Schnecke und damit ein Getriebe an. Der auf der Unterseite des Laufwerks eingebaute Motor (4) treibt über den Riemen (R1) eine Welle zwischen den beiden Bandspulen an. Diese Welle wird mit Hilfe schwenkbare Zahnräder für alle Funktionen des Laufwerks verwendet die die beiden Bandspulen betreffen.
Bei meinem DTP08 gab es bisher ausschliesslich mechanische Defekte:
Die Schaumstoffbrösel können zwischen Band und Kopftrommel
geraten und Aussetzer erzeugen (schlimmer als Staub).
Fehlende Kraftübertragung an der Rutschkupplung wird vom Laufwerk
erkannt und führt zum Auswurf der Kassette.
Gerissene Riemen führen zu Bandsalat da das Band nicht mehr
ausgefädelt bzw. nicht mehr korrekt auf die Spulen aufgewickelt
werden kann.
Die im letzten Abschnitt aufgeführten Fehler lassen sich sehr leicht feststellen, dazu müssen lediglich Deckel und Boden des Gehäuses abmontiert werden. Wie das funktioniert siehe unten.
Die Reinigungsrolle ist von oben zugänglich. Mit dem Finger prüfen ob der Schaumstoff noch flexibel ist und nicht bröselt:
Ist der Zustand wie auf diesen Bildern ist die Reinigungsrolle
defekt
Ob der Riemen (R2) noch OK ist kann man von oben mit einem Blick auf Motor (3) prüfen:
So sollte das aussehen wenn der Riemen (R2) OK ist
Ob der Riemen (R1) noch OK ist kann man von unten prüfen wenn man auf die Riemenscheibe von Motor (4) schaut:
Hier ist deutlich zu sehen, dass der Riemen (R1) gerissen ist
Ob die Rutschkupplung noch funktioniert prüft kann man mit dem Finger prüfen:
Im Zoom erkennt man links die Feder (E) und in der Mitte das bewegliche
Zahnradpaar
Die Rutschkupplung befindet sich zwischen den beiden Zahnrädern des beweglichen Zahnradpaars. Wenn man mit dem Finger die rechte Bandspule am darunterliegenden Zahnrad (im Bild das rechte gelbliche) gegen den Uhrzeigersinn dreht, muss sich das obere Ritzel des Zahnradpaars gegen einen deutlich spürbaren Widerstand mitdrehen lassen. Das untere Zahnrad bleibt stehen, weil es gegen das Getriebe gedrückt wird. Ist kein Widerstand spürbar, ist die Rutschkupplung defekt.
Blaupunkt teilte mir mit, daß keine Ersatzteile verfügbar sind.
Bei dem gerissenen Riemen habe ich mir mit einem Riemensortiment von
Conrad Electronic (Best. Nr. 349097) beholfen. Da sind zwar keine
Riemen mit der richtigen Länge dabei, aber man kann welche
daraus machen. Zu diesem Zweck habe ich aus einem langen Riemen ein
Stück herausgeschnitten und ihn dann mit Loctite Cyanacrylat
Klebstoff (das Zeug klebt wie der Teufel an Gummi) wieder
zusammengeklebt.
Das Ergebnis sollte für den Riemen (R1) etwa so aussehen:
So ein geklebter Riemen läuft natürlich nicht so sauber wie der originale - da aber im DTP08 von keinem der beiden Riemen Teile angetrieben werden die auf minimale Gleichlaufschwankungen angewiesen sind ist das akzeptabel.
Dieser Riemen hat gut funktioniert, ist irgendwann aber auch wieder gerissen. Seit geraumer Zeit habe ich nun erfolgreich einen Dichtring - auch O-Ring genannt - im Einsatz (Durchmesser: 38mm, Dicke: 1.5mm, runder Querschnitt).
Die Reinigungsrolle ist nicht zwingend erforderlich. Im abgebildeten Zustand richtet sie mehr Schaden als Nutzen an. Sie muss in diesem Fall entweder mit neuem Schaumstoff bezogen oder entfernt werden. Ich habe sie einfach samt Halterung herausgenommen. Dazu den Sicherungsring auf der Welle entfernen, die Feder aus dem Bodenblech aushängen und den Halter samt Reinigungsrolle herausnehmen.
Die folgenden Abschnitte beschreiben wie man das Gerät zerlegt
und den Riemen (R1) wechselt.
Um an die genannte Rutschkupplung heranzukommen reicht es theoretisch
nur den Deckel des Laufwerks abzunehmen. Um besser heranzukommen macht
es aber Sinn das Laufwerk trotzdem genauso weit zu zerlegen wie
für den Riemen (R1). Die Reparatur ist unter Schritt 8)
beschrieben.
Sollte nur der Riemen (R2) gerissen sein, reicht es bis Schritt 4)
zu zerlegen (Deckel, Boden und rechte Seitenwand entfernen).
Hinweis:
Für die Reparatur sollte man sich Zeit nehmen und
sorgfältig arbeiten! Ansonsten kann man leicht das Laufwerk
beschädigen, es gehen Teile verloren oder man weiss nachher
nicht mehr wie alles zusammen gehört. Wichtig sind die
passenden Schraubendreher für die kleinen Schrauben, ansonsten
werden die Köpfe verpfuscht.
Bei mir hat es sich bewährt die Schrauben und Bauteile für
jeden Arbeitsschritt getrennt abzulegen damit man sie nachher leicht
wiederfindet. Die Schrauben habe ich in Glasröhrchen gepackt:
Als erstes die kleine Schraube im Deckel herausdrehen. Dann die drei Schrauben die den Deckel an der Rückwand befestigen herausdrehen. Jetzt den Deckel ca. 10mm nach hinten schieben und abnehmen.
Das Bodenblech ist mit 2 Schrauben an der Rückwand befestigt. Diese beiden Schrauben lösen und den Boden abnehmen.
Dazu als erstes die seitlichen Halteklammern für den
Einbauschacht entfernen (4 grosse Schrauben). Jetzt die Steckverbinder
(CJA01-03) der drei Folienkabel öffnen. Rechts und links jeweils 2
Schrauben lösen und das Bedienteil abnehmen.
Achtung:
Die Folienkabel nicht mit dem Bedienteil herausreissen sondern vorher
von Hand oder mit 2 kleinen Schraubendrehern aus den Buchsen ziehen.
Das Bedienteil hängt jetzt noch an einem Massekabel. Die Schraube
links vor dem Platinenstapel entfernen um die Leitung zu lösen.
Dazu die Schrauben rechts an der Seite, eine an der Rückseite und zwei durch das vordere Abschlussblech lösen. Dann die Seitenwand vorsichtig abnehmen ohne die Bauteile rechts hinten in der Ecke zu beschädigen.
Das Blech an der Vordersite des Laufwerks ist mit 7 Schrauben befestigt (Jeweils 2 in jede Seitenwand, 2 ins Laufwerk und eine von unten durch eine Platine). Zu beachten ist, dass die beiden die von vorne ins Laufwerk gehen etwas kleiner sind als die restlichen. Zuerst alle Schrauben entfernen (zwei davon wurden bereits im letzten Schritt entfernt). Um das Blech links aus den Haken herauszubekommen den Platinenstapel links an der obersten Platine vorsichtig anheben. Dadurch wird der (noch nicht sichbare) Steckverbinder CJ205 der die beiden untersten Platinen des Stapels verbindet ausgesteckt.
Hier sieht man bereits den gerissenen Riemen heraushängen
(Klicken zum vergrößern)
Achtung:
Das Getriebe rechts vor dem Insert/Eject-Motor (5) möglichst nicht
zerlegen! Es ist nicht ganz einfach dieses wieder so zusammenzubauen,
daß die Positionssensoren auf der linken Seite im richtigen
Verhältnis zu den unsymmetrischen Zahnrädern des Getriebes
stehen.
Der Insert/Eject Mechanismus mitsamt Motor und Getriebe ist mit 4
Schrauben (A) am Laufwerk befestigt:
Die kleine Schraube von rechts, die 3 anderen Schrauben von oben
herausdrehen. Die Schraube links vorne befindet sich exponiert auf
einer Lasche und ist nicht zu übersehen. Die Schraube links
hinten geht durch eine Öse mit einem dünnen schwarzen Kabel
- dieses ist recht hilfreich beim herausnehmen der Schraube. Die
letzte Schraube rechts hinten befindet sich unten zwischen den beiden
Motoren (3) und (5) ganz unten. Im obersten Blech ist für den
Schraubendreher ein rundes Loch vorgesehen, damit man sie
überhaupt erreichen kann. Nachdem die vier Schrauben (A) entfernt
wurden, kann der Insert/Eject Mechanismus gelöst werden. Er
hängt jetzt noch vorne rechts an einer Blechlasche (F) und links
seitlich in der Mitte an einem Klebeband (G) das die Kabel eines
Hall-Sensors fixiert. Das Klebeband (G) lösen und den Mechanismus
nach vorne aus der Lasche (F) aushängen. Für den Zusammenbau
die Lage merken: Die Lasche (F) geht hinter der querliegenden Welle
nach oben und liegt über dem untersten Blech des Kasettenschachts.
Jetzt die lose Mechanik um 90 Grad nach hinten klappen und dort ablegen
(alle Kabel bleiben angeschlossen). Jetzt ist das eigentliche Laufwerk
zugänglich.
Achtung:
Darauf achten, dass keine Teile die empfindliche Kopftrommel (1)
berühren!
Als erstes den Sicherungsring am oberen Ende der Welle abnehmen
(Vorsicht, fliegt gerne davon). Jetzt die Feder (E) aus dem
Kunstoffteil (C) aushängen und dieses herausnehmen. Für das
Handling der Feder am besten eine Pinzette verwenden. Anschliessend
das Zahnradpaar (D) und den zugehörigen Kunstoffarm herausnehmen.
Nicht vergessen, dass das kleine Zahnrad nach unten gezeigt hat.
Achtung:
Zwischen den beiden Kunstoffteilen befindet sich auf der Welle der
Riemenscheibe (B) eine kleine Distanzscheibe, diese darf nicht verloren
gehen!
Die Feder (E) zieht einen Kunstoffarm mit einem mittelgrossen und
einem kleinen Zahnrad nach vorne. Diese beiden Zahnräder sind
nicht fest miteinender verbunden und werden mittels einer Feder
zusammengedrückt. Zwischen den beiden Zahrädern befindet
sich ein Reibelement zur Kraftübertragung. Diese Konstruktion
dient dazu, das Band bei Wiedergabe mit einer definierten Kraft stramm
aufzuwickeln (die rechte Bandspule würde sich im Leerlauf etwas
schneller drehen als nötig). Durch die Kraft der Feder ist der
Sicherungsring am Ende der Welle ständig belastet. Da er aus
Kunstoff ist, kann er mit der Zeit ermüden und abfallen. Falls
gerade alles für einen Riemenwechsel zerlegt ist, kurz prüfen
ob auch hier alles in Ordnung ist.
Sollte der Ring noch vorhanden aber
ausgeleiert sein, mit einem baugleichen tauschen (Einen von einer
Stelle nehmen, wo dieser nicht belastet wurde/wird).
Ist der Ring verlorengegangen oder zerstört kann aus Blech ein
Ersatz angefertigt werden. Dazu in ein Blech passender Dicke ein Loch
bohren und von diesem nach außen einen etwas schmaleren Spalt
fräsen.
Den neuen Riemen (R1) zusammendrücken und von vorne über die
Riemenscheibe (B) ins Laufwerk schieben. Dort mit dem Schraubendreher
aufnehmen und über die Welle legen. Da nicht genügend Platz
vorhanden ist, muss nun *gefühlvoll* Gewalt angewendet werden.
Achtung:
Den Riemen immer mit dem Schraubendreher "schieben" um seine Position
zu ändern, niemals am Riemen selbst ziehen da er sonst an den
scharfen Kanten beschädigt werden könnte!
Den Bolzen der normalerweise im Langloch von (C) läuft mit einem
kleinen Schraubendreher leicht anheben und den Riemen (R1) darunter
nach rechts schieben. Um den Riemen (R1) komplett in Laufwerk einlegen
zu können, muß die Riemenscheibe (B) nun vorne etwas nach
unten gedrückt werden damit der Riemen (R1) rechts und links an
den Blechkanten des Laufwerks vorbeipasst. Nun den Riemen (R1) von
hinten beginnend auf die Riemenscheibe (B) aufziehen. Wenn der Riemen
sauber auf der Riemenscheibe (B) aufliegt über die beiden
Umlenkrollen Richtung Motor (4) ziehen und auf dessen Riemenscheibe
auflegen. Anschliessend durch drehen am Motor prüfen ob die
Riemenscheibe (B) wie gewünscht angetrieben wird.